Unsere Aufgabe war es - wie immer - mikrobiologische Untersuchungen durchzuführen und das Personal auszubilden. Geschult wurde
Abdul, noch einmal - wie letztes Jahr - Felicia und ein Labortechniker (Augustin) den kurz vor dem Einsatz unser Freund Br. Peter
(zur Zeit der Leiter des Krankenhauses in Monrovia, Liberia) nach Sierra Leone zu uns zur Schulung geschickt hatte. Br. Peter war
lange Jahre der Klinikleiter in Lunsar. Das Krankenhaus in Monrovia ist eine große gut ausgestattete Klinik mit einem Labor, welches -
zumindest theoretisch - seit Jahren Mikrobiologie betreibt. Br. Peter ließ ausrichten, dass die mikrobiologischen Untersuchungen in
Liberia mit nur wenig Erfolg gekrönt seien, so dass er Augustin gerne bei uns schulen lassen wolle.
Zum Training:
Speziell Abdul ist ein kleines Phänomen. Er beherrscht alle Techniken, vor allem aber die Kunst der Pathogenerkennung sehr gut. So
gut, dass wir überhaupt kein schlechtes Gewissen hatten nach Hause zu fahren und ihm alle weiteren Aufgaben zu übertragen.
Abends nach der Arbeit (und manchmal auch währenddessen) kamen wir öfters ins Gespräch und er erzählte uns über seine
Versuche, die er 'privat' in der Freizeit durchführt um ein tieferes Verständnis für die Mikrobiologie zu bekommen. Wir unterstützen
solche Aktivitäten natürlich nach Kräften; zum einen zeigt es uns welches Interesse Abdul an der Sache hat, zum anderen lernt man
am besten durch praktische Erfahrungen.
Auch Felicia war hoch interessiert, aktiv und engagiert und hat wichtige Regeln der mikrobiologischen Arbeit fest im Kopf. Nicht
einmal spürten wir ihren Unmut, auch wenn die Arbeit fast immer bis in die späten Abendstunden ging.
Augustin, unser 'Gasthörer aus Liberia' war ein aufgeweckter, diskussionsfreudiger, engagierter, aktiver und außergewöhnlich
höflicher Schüler. Kristina und Nils hatten viel Freude mit ihm. Seine Vorbildung reichte gut aus bei dieser Schulung mitzumachen,
obwohl diese ja nicht mit den Grundlagen begann, sondern wir sind ja dort eingestiegen wo wir mit Felicia letztes Jahr aufgehört
hatten. Augustin zeigte sich sehr erfreut und meinte bei unserem Abschlussgespräch, dass er viele neue Erkenntnisse mit nach
Liberia nehmen würde.
Patienten:
Dieses Jahr kümmerten wir uns um ca. 36 Patienten (Ambulanz und OP), von denen wir 34 austesteten - bei zweien lag eindeutig
keine Infektion vor. In keinem Einsatz, seit wir in Sierra Leone arbeiten, hatten wir so viel Laborarbeit wie dieses Jahr. Inkl. Schulung,
Tests, Auswertungen und Diskussionen sind 34 Patienten sehr viel! Wie gut deshalb, dass Peter Jell dabei war der uns mit seiner
ärztlichen Tätigkeit enorm half bzw. unterstützte.
Als Neuerung haben wir auch einmal eine sog. 'Blutkultur' angelegt. Dieses Thema wird das Hauptschulungsthema der nächsten
Einsätze sein. Doris Sixt wird im Februar hier weiter schulen und auch Nils denkt darüber nach Ende März nochmal für eine Woche
nach Lunsar zu fahren.
Chlorhaltige Wundspüllösung:
Die in den letzten Jahren eingeführte chlorhaltige Wundspüllösung wurde einer Qualitätskontrolle unterzogen. Hierbei stellte sich
heraus, dass sich die chlorhaltigen Stammlösungen (flüssige Chlorkonzentrate) viel zu schnell zersetzen bzw. abbauen. Ein in
Deutschland hergestelltes Produkt verlor sechs Monate nach Produktionsdatum 66% seiner Wirksamkeit! Alle Verantwortlichen
wurden darüber informiert, so dass sie sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Das betrifft natürlich auch alle in Lunsar verwendeten
Chlorkonzentrate, nicht nur die wenigen Liter, die GLOBOLAB für den Verbandsraum mitbrachte. Nils hat Br. Michael zugesagt, hier an
einer besseren Lösung zu arbeiten.
Technische Hilfeleistungen:
Natürlich wurde - wie immer - auch außerhalb des Labors gearbeitet, auch am Dauerthema 'Sterilisatoren für den OP'. Es wurde ein
OP-Autoklav repariert, die letztes Jahr neu von GLOBOLAB und ODW installierte OP-Leuchte wurde repariert und neu justiert und es
wurden zwei Mikroskope revisioniert.
Bei der Technik war es besonders hilfreich, dass wir dieses Jahr zu Werkzeugspenden aufgerufen hatten. Insgesamt wurden ca.
300 kg Werkzeug gesammelt und nach Lunsar verschifft. Br. Michael war völlig aus dem Häuschen und freut sich sehr über die neue
Werkstatt, zu der nur zwei Personen den Schlüssel haben: Mustafa (einer der verbliebenen 'Klinikjungs') und Nils. Br. Michael wacht
über diese Werkstatt mit Argusaugen.
Resümee:
Es war ein schöner Einsatz! ... verbunden mit sehr viel Arbeit, aber hoch zufriedenstellend.
Die Zusammenarbeit mit dem ODW-Team war wieder sehr intensiv und schön, wir von GLOBOLAB haben uns mal wieder sehr wohl
gefühlt. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Edith, Lena, Eva, Felix, Markus und Martin;
...und unsere einheimischen Laborkollegen sind mittlerweile mehr Freunde als Auszubildende.
© Globolab e.V. 2009 - 2023
Teilgenommen haben:
Kristina – MTLA; Ausbilderin
Edith – OP-Schwester; Kontaktperson OP
Peter – Allgemein- und Sportmediziner
Nils – Bioingenieur; Ausbilder
zusammen mit einem SUPER-Team des ODWs